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presse - rezensionen

Patrick McCabe: Phildy Hackballs Universum. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Frankfurt am Main: Eichborn, 2001.

 

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Lauter mehr oder weniger bekannte existentielle Katastrophen also. Dass sie uns irgendwie heiter anfliegen, liegt daran, dass McCabe sich der Ironie verpflichtet weiß und auch dort jeder kleinen Skurrilität des Alltags nachgeht, wo ein anderer darüber hinweggesehen hätte. Das ist auf der einen Seite reizvoll. Andererseits beginnt die Mischung von Alptraum und Irrwitz gegen Ende hin – eine brave Krankenschwester mutiert zu einer Art lesbischer Gangsterbraut – zu ermüden.
      Vor allem, weil McCabes Formulierungslust manchmal in puren Manierismus kippt. Da muss sich einer gleich dem „Morpheus hingeben“, wo er doch nur einfach einschläft. Das Wörtchen „welchselbiges“ hat die Rezensentin auch schon längst begraben geglaubt (hat da etwa der Übersetzer Hans-Christian Oeser gepfuscht?). Und McCabes Gebrauch von Adjektiv und Adverb als inflationär zu bezeichnen kommt einer Untertreibung gleich. Da fällt dann etwa ein schwarzer Rabenflügel pomadigen Haars unheilverkündend über die alabasterne Stirn.

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(Bettina Steiner, Die Presse, 30. Juni / 1. Juli 2001)

 


In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau hat Patrick McCabe vor ein paar Jahren bekundet, das Schreiben seiner Romane sei so anstrengend, dass er sich mit diesen Geschichten „eine angenehme Abwechslung“ und „eine Erleichterung“ habe gönnen wollen. Bei gleicher Gelegenheit bekannte er seinen Kinderwunsch, „ein guter Comic-Zeichner“ zu werden. Nun denn: Hier hätten wir also gewissermaßen die Comic-Version des McCabe-Universums, eine Version, die harmlos ist wie der Biss einer zahnlosen toten Katze. Und noch läppischer wird sie leider durch die Übersetzungsleistung von Hans-Christian Oeser.
       Oeser ist zwar ein bewährter Ferge der irischen Literatur, und zumal um Patrick McCabe hat er sich seine Verdienste erworben, doch Phildy Hackballs Universum macht es schwerer denn je, Oesers Hang zur stilistischen Glättung und zur sprachlichen Einebnung zu tolerieren. Der Bischof nennt den von ihm zum Priester geweihten Satan in der Schlusspointe „the fucker“, bei Oeser wird daraus ein harmloser „Schweinehund“. „Howya, Bukes!“ grüßt die pöbelnde Jugend im Original einen Schreiberlng, und Oeser übersetzt das ebenso plapperhaft wie nichtssagend: ,,Na, wie geht’s, Bücherwurm?“ In einem Buch, das versucht, den kratzbürstigsten Varianten des Kneipen- und Gassenjargons literarische Farbe abzugewinnen, wirken solche Nivellierungen naturgemäß fatal. Hans-Christian Oeser dreht McCabes ohnehin anämischer Geburt endgültig die Luft ab. Literarische Sterbehilfe sozusagen.

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(Friedhelm Rathjen, Frankfurter Rundschau, 26. Juli 2001)
 

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