presse - rezensionen
Sebastian Barry: Gentleman auf Zeit. Roman. Aus dem Englischen von Petra Kindler und Hans-Christian Oeser. Göttingen: Steidl, 2017.
Hans-Christian Oeser hat sehr lange in Irland gelebt, er kennt Irland sehr, sehr gut, und er hat ein ungeheures Sprachgefühl für diese irischen Satzmelodien, die anders sind als englische, und er überträgt das in ein Deutsch, wo man das Irische tatsächlich durchhört, wenn man es einmal kennt. Aber die Atmosphäre ist eine sehr irische, und die Wortwahl und auch der Titel – Temporary Gentleman heißt das Buch im Original (Gentleman auf Zeit) – er findet immer genau den Ausdruck, den man braucht, um zu verstehen, was Sebastian Barry mit seiner Figur macht. Also, ich finde, eine sehr gelungene Übersetzung.
(Ulrich Sonnenschein, Hessischer Rundfunk, hr2 Buch und Hörbuch, 22. Juni 2017)
Der Sogwirkung des Wassers entspricht die Sogwirkung der Sprache, die den Leser in den Roman Sebastian Barrys hineinzieht. Nicht stilistisch, aber von Genre und Schauplatz her fühlen wir uns an Abenteuerromane eines Jack London oder Rudyard Kipling erinnert. Und an den Rat Billy Wilders, wie man ein gutes Drehbuch schreibt: Fang an mit einem Erdbeben, und dann langsam steigern!
"Gentleman auf Zeit" heißt der neue Roman des Iren Sebastian Barry. Petra Kindler besorgte die Rohübersetzung und Hans-Christian Oeser übernahm den literarischen Feinschliff. Der deutsche Titel lehnt sich eng an den englischen Originaltitel The Temporary Gentleman. Immer wieder ist auf den knapp 300 Seiten des Romans vom "Gentleman auf Zeit" die Rede, es muss mit ihm eine tiefere Bewandtnis haben. Und in der Tat, im Krieg konnte auch ein nicht sehr gebildeter Mensch aus kleinen Verhältnissen Offizier werden und zu einem Gentleman reifen, aber eben nur auf Zeit.
(Eva Schäfers, Süddeutsche Zeitung, 6. Juli 2017)
Besonders gelobt werden muss die Übersetzung: Den beiden Übersetzern ist eine gefühlvolle und sprachlich herausragende Transformation gelungen.