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presse - rezensionen

Maeve Brennan: Mr. und Mrs. Derdon. Geschichten einer Ehe. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Göttingen: Steidl, 2006.


 

Die im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannte Maeve Brennan ist sicher eine Schriftstellerin. die der Entdeckung wert ist. Der vorliegende Band eignet sich bestens dazu. Zu kritisieren ist allerdings die Form der Herausgabe der Texte. Die 6 Geschichten, die einzeln, über einen Zeitraum von 20 Jahren in "Harper's Bazaar" und im "New Yorker" erschienen, wurden, wie es in der "Editorischen Notiz" heißt, "für die vorliegende Ausgabe in der chronologischen Reihenfolge der darin geschilderten Ereignisse zusammengestellt". Damit vermittelt die Textfolge den Eindruck einer zusammenhängenden Geschichte - was sicher nicht Maeve Brennans Intention war und beim Leser Irritationen hervorrufen könnte. Denn in so manchen Details aus dem Leben von Rose und Herbert scheinen die einzelnen Geschichten einander zu widersprechen. Dies ist allerdings nicht - wie man auf den ersten Blick meinen könnte - auf Oberflächlichkeit von Seiten der Erzählerin zurückzuführen, sondern darauf, dass Maeve Brennan die Geschichten als in sich geschlossene Einzelstücke konzipiert hat (von denen es übrigens noch einige weitere, nicht im vorliegenden Band enthaltene gibt). Die Protagonisten könnten auch in jeder einzelnen Geschichte einen anderen Namen tragen - denn es geht nicht um das individuelle Eheschicksal von Mr. und Mrs. Derdon, sondern ganz allgemein um die Suche nach Liebe und Verständnis.

 

(Barbara Denscher, ORF, 26. März 2006)

 

 

Das Dublin der Derdons gibt es nicht mehr. Wohl aber die Frustrationen verfehlten Lebens, die sich im Alltagsjoch mit zerstörerischem Furor Bahn brechen. deshalb sind Maeve Brennans Dubliner Erzählungen so brisant und veralten ebenso wenig wie die ihres Landsmanns James Joyce, denen die besten aus dem Zyklus durchaus ranggleich sind. Dem Steidl Verlag und dem Übersetzer Hans-Christian Oeser ist dafür zu danken, sie dem deutschen Lesepublikum in einer sehr ansprechenden Ausgabe zugänglich gemacht zu haben.

 

(Gudrun Boch, Radio Bremen, Nordwestradio, 21. April 2006)

 

 

Maeve Brennan hat ihre Geschichten von Herrn und Frau Derdon nicht in einem Rutsch geschrieben, sondern ist immer wieder zu diesem Paar zurückgekehrt; die sechs Kapitel sind zwischen 1952 und 1973 als Kurzgeschichten bis auf eine Ausnahme im "New Yorker" erschienen und wurden erst für die Buchausgabe in die chronologische Reihenfolge der geschilderten Ereignisse gebracht. Dennoch ist das Porträt der Derdons aus einem Guß: Von Mitgefühl ebenso frei wie von Häme, erlebt der Leser Rose und Hubert als entfernte Verwandte von George und Martha aus Edward Albees Bühnenreißer "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?": Zwei Menschen, die miteinander nicht sein können, sich aber brauchen, um überhaupt zu spüren, daß sie noch leben.

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(Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.April 2006)
 


Erfreulich ist auch die Übersetzung von Hans-Christian Oeser, die einen vergessen lässt, dass man nicht das Original liest.


(Stefanie Holzer, Wiener Zeitung, 29. April 2006)

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Maeve Brennan (1917-1993) veröffentlichte in The New Yorker von 1952 bis 1973 sechs Erzählungen über das Ehepaar Derdon. In der grandiosen Übersetzung von Hans-Christian Oeser wurden sie nun dem Inhalt nach chronologisch aneinandergereiht und erweitern sich auf diese Weise zu einer atmosphärisch dichten Novelle, deren Spannungsbogen vom ersten näheren Kennenlernen, über Heirat und Zusammenleben in einem Dubliner Vorort bis zum Tod eines der beiden Ehepartner reicht.


(Ulrich Karger, Büchernachlese)

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