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presse - rezensionen

Christopher Isherwood: Mein Guru und sein Schüler. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2023.

 

Mit "Mein Guru und sein Schüler" ist Christopher Isherwoods letztes und persönlichstes Buch jetzt in angenehm kunstvoller deutscher Übersetzung erschienen.

Nachdem zuletzt "Begegnungen am Fluss" bereits neu übersetzt erschien, setzt der Verlag Hoffmann und Campe nun sein erfreuliches Vorhaben, das Werk Christopher Isherwoods zugänglich zu halten, fort. Mit "Mein Guru und sein Schüler", in angenehm kunstvoller Übertragung aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser, erscheint nun ein weiteres Buch aus dem Spätwerk des berühmten schwulen Schriftstellers. (...)

      Von der geradezu propagandistischen Simplifizierung von Hermann Hesses "Siddhartha" zwar weit entfernt, ist "Mein Guru und sein Schüler" dennoch auch frei von dem selbstironischen WItz, der etwa Jack Kerouacs "Gammler, Zen und hohe Berge" überhaupt erst lesenswert macht. Isherwood widmet sich seinem Thema zwar mit Empathie, Liebe und Umsicht und auch nicht ohne Kritik, aber dennoch sehr ernst.

      Durch alles hindurch trägt jedoch seine fantastische Sprache, die Hans-Christian Oeser gekonnt ins Deutsche überträgt. Nicht immer ganz frei von leicht manierierten Formulierungen, bereitet die Sprache dennoch durchgehend große Freude. Vielschichtig und mit scharfem Blick für Detail, bewegt "Mein Guru und sein Schüler" auf emotionaler Ebene – ohne sich dabei in der Reflexion und der Gedankenwelt zu verlieren! Mit wohlgesetzten Beschreibungen fängt Isherwood die Schauplätze der Vedanta-Gesellschaft lebendig ein und schildert das Leben ihrer Bewohner. Die suggestive Kraft der Sprache führt das Wesen der Gemeinschaft bildhaft vor und lädt beim Lesen in eine lebende Atmosphäre ein. Die zwischenmenschlichen Dynamiken innerhalb der Enklave von Suchenden werden greif- und erlebbar; die tiefgreifenden spirituellen Entdeckungen, die sich im Laufe des Buches entfalten, fühlbar.

(Sebastian Galyga, queer.de, 12. November 2023)

Die Lektüre dieses elegant übersetzten Erinnungsbuchs irritiert (...) gewiss nicht wegen der (anglo-puritanischen) Dichotomie zwischen Eros und Kontemplation, sondern aufgrund einer greradezu riesigen Leerstelle: Just in jenen Kriegsjahren, in denen Hitler und dessen japanische Verbündete ihre Massenverbrechen verübten, schien Mr. isherwood nämlich vor allem mit sich selbst beschäftigt zu ein (...).

(Marko Martin, Welt am Sonntag, 7. Januar 2024)

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