presse - rezensionen
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Louise Kennedy: Übertretung. Roman. Aus dem Englischen von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser. Göttingen: Steidl, 2023.
Cushla, eine junge katholische Volksschullehrerin, trifft Michael, einen älteren, verheirateten, protestantischen Prozessanwalt, der dem Alkohol, auch für nordirische Verhältnisse, sehr zugetan ist. In einer Atmosphäre, die durch den Zwiespalt der Religionen geprägt ist, entwickelt sich die Liebesgeschichte. "Es wird ein schlimmes Ende nehmen, oder? Das muss nicht sein!" Sie gibt ihm – wie den Kindern in der Schule – Lektionen in irisch-gälischer Sprache, genießt es, "die weichen, klangvollen, kehligen Laute" auszusprechen. Schön ist es, all das von Hans-Christian Oeser und Claudia Glenewinkel auf deutsch zu lesen.
(Konrad Holzer, Buchkultur. Das internationale Buchmagazin, H. 209, 4/2023)
Inmitten von Gewalt, Arbeitslosigkeit und sinnlosen Konflikten das Herz am rechten Fleck zu behalten und sich nicht verbiegen zu lassen, ist das einzige Instrument, was jedem Menschen an die Hand gegeben wird. Man muss sich nur trauen, es einzusetzen.
Tolles Buch! Traurig und kraftvoll zugleich.
Wunderbar übersetzt von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser
Lesen!
Unbedingt!
(Prior & Mumpitz, 25. August 2023)
"Übertretung" ist eine Geschichte davon, was passiert, wenn sich Einzelne über Grenzen hinwegsetzen – seien es die der gesellschaftlichen Konventionen,des maßvollen Alkoholkonsums oder der eigenen Kräfte. Es ist eine herzzerreißende Schilderung dessen, was mit Menschen passiert, die die Last ihres Schicksals
nicht mehr tragen können, und von solchen, die es – wie Cushla – trotz aller Widrigkeiten schaffen, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben.
Trotz des ernsten, durch die Liebesgeschichte zwischen Cushla und Michael mitunter auch bittersüßen Stoffs, ist "Überwindung" (sic!) ein wunderbares Lesevergnügen. Auch dank Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oesers gelungener Übersetzung.
(Kristina Schmidl, Südwest Presse Ulm, 2. September 2023)
Sein (Michaels) Leben ist riskant, doch Cushla und er erleben und genießen die Nähe, die die Fremdheit zwischen ihnen zwar nie vertreibt, aber doch für beide eine Chance ist, die ausgetretenen Wege im Dickicht eines blutigen Bürgerkriegs zu verlassen. Louise Kennedy findet dafür eine genaue, unsentimentale Sprache, in der sie die Sehnsüchte normaler Menschen in schwierigsten Zeiten konzentriert, und die Übersetzung des Romans wird ihr in jeder Hinsicht gerecht. Nie sentimental, sondern immer nüchtern, unromantisch und sich der ‚Troubles‘ bewußt beschränken sich die Akteure auf das, was im geheimen, verbotenen Raum möglich ist. Doch diese Grenze wird immer wieder übertreten, das eingeschränkte und verletzte Leben im Ausnahmezustand lässt nichts anderes zu. Jede einzelne Szene vibriert vor Spannung, und die Sehnsucht nach anderen, besseren Spielräumen läuft mit wie eine leise, geheime Tonspur, unterlegt mit dem beständigen Lärm von Gewalt und Krieg.
(Lore Kleinert, https://www.neue-buchtipps.de/)
Überhaupt ist das die Stärke des Buches: die Intensität, mit welcher die hoch talentierte Autorin ihren Stoff und ihre Themen fasst. Und so wird Übertretung durch weitere Aspekte, wie beispielsweise die Kirche, die hier durch den alten Father Slattery und seine widerliche Art der Machtausübung verkörpert wird, immer komplexer. Das tut dem Roman gut, die Atmosphäre ist permanent aufgeladen, das Buch liest sich sehr spannend, die jeweiligen Szenen und Nebenfiguren und Seitenstränge machen das Buch zu einem starken, pochenden, brodelnden Kraftwerk, in dem auch die (irische) Sprache, die Literatur und die irische Kultur einen festen Platz haben. Louise Kennedy ist eine große Entdeckung, Übertretung ein international gefeiertes Buch, das die deutsche Leserschaft ebenso begeistern wird, was unter anderem auch an der bemerkenswerten Übersetzung von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser liegt.
(Martin Gaiser, literaturkritik.de, 19. September 2023)
Der von dem hochdekorierten Übersetzer H. C. Oeser und der Lektorin C. Glenewinkel in ein geschmeidiges Deutsch übertragene Erstling der Autorin ist eine fesselnde Liebesgeschichte und zugleich eine Wehklage über eine zutiefst gespaltene Gesellschaft. In warmem, emotionalem Ton erzählt Kennedy eine Geschichte eskalierender Gewalt, die ein normales Leben praktisch unmöglich macht.
(Anja Mehrmann, Stadtblatt Osnabrück, 1. Oktober 2023)
Vor allem ist es auch die Sprache, die wirklich phantastisch ist, auch sehr gut ins Deutsche übersetzt von zwei Kennern Irlands.
(Margarete von Schwarzkopf, Bücherplausch, DOMRADIO.DE, 15. Oktober 2023 )
Louise Kennedy ist weder Fräulein noch vom Himmel gefallen. Wobei manche der männlichen Kritiker von einst es vielleicht noch wunderlicher gefunden hätten, dass eine 55-jährige Frau Debütantin sein kann und für ihren ersten Roman noch gefeiert und ausgezeichnet wird. Schrifteller-Kollegin Anne Enright erklärte "Trespasses" gleich zum besten Buch des Jahres 2022, nun ist es in der glänzenden Übersetzung von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser auf Deutsch erschienen.
(Susanne Kippenberger, Der Tagesspiegel, 4. Januar 2024)
Unterhaltung, die alle Sinne des Lesers betört wie nichts anderes unter den Neuerscheinungen 2023 - "Übertretung" ist
eines von wenigen Lektürehighlights der letzten Monate, wenn nicht Jahre. Nicht zuletzt, weil man einen ähnlichen
Genuss bislang noch niemals gelesen haben dürfte. Mit diesem Debüt berührt Autorin Louise Kennedy zahlreiche
Leserherzen, bricht das eine oder andere sogar. Sie schaut ihren Protagonisten tief in die Seele, gibt deren
Gefühlsleben en detail wieder und sorgt dabei für ein Lektürevergnügen par excellence. Darüber vergisst man die Welt
vollkommen um sich herum. Kennedy ist alles, aber hoffentlich kein One-Hit-Wonder. Von der Schriftstellerin möchte
man unbedingt sehr viel mehr lesen! Und bis dahin genießt man ihren Erstling in Dauerschleife.
Was Louise Kennedy schreibt, macht einen regelrecht schwindelig. lhre Romane gehören mit zum Grandiosesten auf
dem internationalen Buchmarkt. Mit "Übertretung" gelingt der lrin Literatur, die einen ab dem ersten Satz ganz
überwältigt und berauscht und beglückt. Solch eine Lektüre muss man, wenigstens einmal in seinem Leserleben,
erfahren haben. Denn es gibt nichts damit Vergleichbares im Bücherregal. Definitiv ein Juwel, gar Geniestreich!
(Susann Fleischer, 5. Februar 2024, www.literaturmarkt.info)