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John McGahern: Die Bekehrung des William Kirkwood. Erzählungen. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Göttingen: Steidl, 1996.

 


Jetzt legt der Verlag, unter dem neuen und irreführenden Titel "Der Liebhaber", eine überarbeitete Fassung des Romans als Taschenbuch vor. Gern würde man die Tat als vorbildlich preisen und zur Nachahmung empfehlen, doch das ist beim besten Willen nicht möglich. Die Übersetzung wurde zwar kosmetisch behandelt, stellenweise sogar umgebaut, aber die Interpunktion hat dabei fürchterlich Schaden genommen. Es sind so viele Kommata falsch gesetzt, daß man annehmen muß, bei Steidl in Göttingen wären heimlich drei mittelgroße Hühner über die Schreibtische gelaufen. Merkwürdigerweise sind es dieselben Schreibtische, auf denen auch Hans-Christian Oesers schöne und genaue Übersetzung der Erzählungen gelegen hat. Kluge Hühner wissen, wo sie sich beherrschen müssen.


(Paul Ingendaay, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Dezember 1996)

McGahern hält an den Motiven, Schauplätzen und sogar noch an den Personennamen seiner Romane und Erzählungen so obsessiv fest, als würde er insgeheim an einer traumatisch erlebten und nur mit Fiktionen getarnten Autobiographie arbeiten. Gleichzeitig dürfte er der musikalischste unter den irischen Gegenwartsautoren sein. Wie sorgfältig er seine Satzmelodien und -rhythmen kmponiert, zeigt sich am deutlichsten in seinen Lesungen. Übersetzer stehen angesichts dieser scheinbar so einfachen Prosa vor einer überaus schwierigen Aufgabe. Vielleicht war auch dies ein Grund, weshalb Die Bekehrung des William Kirkwood nur zehn der 34 Erzählungen der englischen Vorlage (The Collected Stories), Faber and Faber, London 1992) enthält.

(H. G. Pflaum, Süddeutsche Zeitung, 27. Januar 1997)

Der Steidl Verlag hat nun eine Auswahl an Kurzgeschichten aus McGaherns Collected Stories veröffentlicht, vorwiegend aus den 60er Jahren und im Tonfall bewundernswert nah am Original übersetzt von Hans-Christian Oeser. (...) Er erzählt schnörkellos, faßt Bilder manchmal nur in präzise geschnittenen Halbsätzen. Seine Sprache findet zumeist schon im ersten Absatz ihren eigenen, schlichten aber sehr suggestiven Rhythmus und changiert im Ton zwischen harschem Realismus und leiser Melancholie.

(NK, Januar-Juni 1997)

John McGaherns von Hans-Christian Oeser kongenial übersetzte Kurzgeschichten gehören zusammen; sie schreiben an dem Roman einer Gemarkung am Shannon in Mittelirland.

(Jörg Rademacher, Der evangelische Buchberater)

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