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William Trevor: Mogeln beim Canasta. Erzählungen. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Hamburg: Hoffmann & Campe, 2011.



William Trevor, der große irische Erzähler, ist ein Meister darin, mit wenigen knappen Sätzen seine Figuren in der ganzen Tragik ihres Lebens kenntlich zu machen. Die sprachliche Präzision, mit der er die Konturen freilegt – von Hans-Christian Oeser vorzüglich ins Deutsche gebracht – , hat vielleicht auch damit zu tun, dass er nebenbei unter dem Namen Trevor Cox als Holzbildhauer arbeitet, es also gewohnt ist, die Strukturen des Materials zu erkennen und unsichtbare Formen herauszuarbeiten. Das Material seiner Erzählungen sind Menschen und ihre Schicksale, und immer wieder geht es um den Moment, in dem sich ein Leben entscheidet, um eine Schuld, die dann so sehr lastet, dass sie alles beschwert. Die Macht der Schuldgefühle mag auch eine Folge der abnehmenden Bedeutung der Kirchen und der Religion sein. Jetzt bleibt jeder mit seiner Schuld allein, trägt sie schweigend mit sich herum und hat keine Chance, sie wieder loszuwerden. Davon handeln diese Geschichten.


(Jörg Magenau, Deutschlandradio Kultur, 5. Mai 2011)

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Dieser typische Trevor-Stil ist in einigen Geschichten des neuen Bandes allerdings einer Umständlichkeit des Schilderns und äußersten sprachlichen Verknappung gewichen, die für einige Mühe und ästhetisches Unbehagen bei der Lektüre sorgt. (Daß dies nicht an der Übersetzung von Hans-Christian Oeser liegt, kann der leicht nachprüfen, der das Original zur Hand nimmt.

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(Thomas Plaul, Lesart, H. 1, Frühjahr 2011)

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