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presse - rezensionen

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Virginia Woolf: Mrs Dalloways Party. Stories. Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Hans-Christian Oeser. Zürich: Dörlemann, 2025.​

Die Übersetzung von Hans-Christian Oeser wird vermutlich makellos sein, das kann ich in Unkenntnis des Originals und dessen möglicher Fallstricke nicht beantworten; wenig abgeholt hat mich leider das Nachwort des mit diversen Preisen ausgezeichneten Übersetzers, das mit elf Seiten einen gewichtigen Anteil hat an diesem 92 Seiten schmalen Band. Wenn dort schon zu Beginn von „bloßen Splittern vom Baume des Romans“ und dessen „Blätterwerk“ die Rede ist, lässt sich ahnen, wie sehr Oeser den Text liebt. Also: den von Frau Woolf … möglicherweise aber auch den eigenen.

      Was ich deutlich mehr geliebt hätte? Einen barrierefreien Zugang zum Werk der Autorin und zum unbestrittenen Fachwissen des Nachwortschreibers. Sätze wie der folgende holen mich, der ich nie eine Universität von innen gesehen habe, wenig ab:

„Was den zweiten möglichen Einwand anbelangt – die Offenheit der Form –, so wäre es unangebracht, von den Positionen einer normativen Gattungspoetik aus dieser komprimierenden Prosa das Etikett ‚Kurzgeschichte‘ abzusprechen. Es ist die lebendige Literatur, welche die überlieferten Formen dehnt und sprengt, die eine akademische Poetik zu zementieren und ihr aufzuzwingen sucht.“

 

Und obwohl es sicher schlau und ehrenwert ist festzustellen, dass

„Virginia Woolfs Romankunst […] die literarische Entsprechung zur Theorie der Empfindungskomplexe [ist], mit der der Physiker, Physiologe und Philosoph Ernst Mach die Entsubstianzialisierung der materiellen Welt betrieb, wenn er in seinen Untersuchungen ausführte, dass ‚das „Ding“ ein Gedankensymbol für einen Empfindungkomplex von relativer Stabilität‘ sei.“,

empfinde ich diese Darreichung als wenig einladend, mich als Laie damit anzufreunden. Oder gilt in diesem Zusammenhang auch das Woolf-Zitat „Eine Party macht die Dinge entweder sehr viel wirklicher oder sehr viel weniger wirklich“ …? Ach, was weiß denn ich!

      Lieber werfe ich sowieso Konfetti für den Verlag, der den schön gestalteten Handschmeichler auch noch mit einem Lesebändchen ausgestattet hat. 


(Timothy Sonderhüsken, Radabumm. Ein Blog über Bücher. Und so, 19. August 2025)

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