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presse - rezensionen

Sebastian Barry: Tausend Monde. Roman. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Göttingen: Steidl, 2020.

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Die von mir lang erwartete Fortsetzung von Barrys großartigem Western „Tage ohne Ende“, dieses Mal erzählt aus der Perspektive des Lakota-Mädchens Winona. Ein Buch, das sowohl erlesen übersetzt wie gestaltet ist. Lieblingssatz: „Aus dem Dunkel beäugten ihn die Ratten des Alters.“

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(Torsten Meinecke, Crimemag, 1. Oktober 2020)

 

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Das Lob gilt natürlich auch dem Übersetzer Hans-Christian Oeser, der Barrys neues Werk mit viel Sprachgefühl ins Deutsche übertragen hat.

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(Thomas Plaul, Saarländischer Rundfunk, 6. Oktober 2020)

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Tausend Monde von Sebastian Barry knüpft da an, wo sein Tage ohne Ende geendet hat - allerdings nun mit der Stimme Winonas aus der Sicht einer von den Lakota abstammenden jungen Frau, die, von Hans-Christian Oeser einmal mehr kongenial ins Deutsche übertragen, nicht minder authentisch amerikanische Geschichte von unten vorstellt. Das brutale und tragische Was (nicht nur) ihrer Geschichte, das sie von sich selbst dann auch nur noch als "Nichts" denken und reden lässt, hält dem ganzen Wahnsinn einen unverwüstlichen Sinn für lakonische Situationskomik und vor allem eine im Wortsinn unglaubliche Zärtlichkeit wie auch die Fähigkeit zu neuen Liebesbeziehungen entgegen. Thomas und John können da nicht viel falsch gemacht haben. Spannend und voltenreich bis zur letzten Seite, bietet Tausend Monde ein wunderbares Lesevergnügen, dem jedoch unbedingt die Lektüre von Tage ohne Ende vorangestellt werden sollte. Ein so spannendes wie an Wendungen reiches Leseabenteuer mit einem bitter-süßen Ende, das keinen unberührt lassen wird.

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(Ulrich Karger, Büchernachlese)

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Sebastian Barrys langersehnter Nachfolger seines Erfolgsromans »Tage ohne Ende« erscheint im September auf Deutsch, wieder übersetzt vom großartigen Hans-Christian Oeser.

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(https://gramho.com/explore-hashtag/IrischeLiteratur)

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Der Autor erzählt die dunkle Seite der amerikanischen Geschichte als Psychodrama: Zuerst die blutigen Erfahrungen seines Ich-Erzählers, eines Soldaten, im Bürgerkrieg ("Tage ohne Ende"), und nun die unsichere Zeit danach aus der Sicht der geretteten Indianerin Winona. Eigentlich ist das ein unmögliches Unterfangen, denn wie soll man die richtige Sprache, die richtigen Töne treffen? Aber Sebastian Barry macht daraus einen Triumph der Literatur. Die unendlichen Zwischentöne seiner Sprache, die er seiner fragilen Figur Winona leiht, scheinen sich aus Bildern aus mythischen Vorzeiten ihrer Kultur zu speisen, aber sie sind nicht archaisch, sondern so zeitlos wie Monets Impressionismus, der zu eben jener Zeit entstand. Erst aus der Distanz fügen sich für Winona die Verletzungen der Vergangenheit zu einem Bild ihrer Identität zusammen. Wie Barry diese Dramatik entfaltet, ist hochspannend
und sprachlich einzigartig. Das liegt für den deutschen Leser natürlich auch an der phantastischen Übersetzung Hans-Christian Oesers. Überhaupt stimmt hier alles: Das sorgfältige Lektorat von Claudia Glenewinkel, die schöne Ausstattung in Ganzleinen mit Lesebändchen und der Druck auf feinem Papier. Steidl-Autoren sind zu beneiden.

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(Werner Fuld, Amazon-Kundenrezension, 18. Oktober 2020)

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Sebastian Barry, Jahrgang 1955, amtierender Laureate for Irish fiction, eine Auszeichnung, die jeweils für drei Jahre an den bedeutendsten Dichter des Landes geht, kann Elend in Poesie verwandeln, wie es eben nur Iren können. Die Geschichte setzt nach dem Sezessionskrieg ein, über den er bereits den Roman "Tage ohne Ende" (ID-B 38/18) geschrieben hat. Die beiden schwulen Desperados McNulty und Cole haben inzwischen Arbeit auf einer Farm gefunden. Auch ihre Adoptivtochter Winona, eine Lakota, lebt mit ihnen und zwei ehemaligen Sklaven auf dieser kleinen Farm. Doch das Leben ist unsicher, und Bürgerrechte gelten nicht für Indianer. Recht und Ordnung liegt in den Händen dubioser Sheriffs und den marodierenden Überresten der Armee. Als Winona vergewaltigt wird, ist dies der Beginn einer langen Reihe von anderen Ungerechtigkeiten. Sebastian Barry bevorzugt historische Sujets, die er kenntnisreich und unsentimental beschreibt. Herausragend übersetzt von Hans-Christian Oeser. Funktioniert unabhängig vom
Vorgängerband. Schon ab mittleren Beständen sehr empfohlen.

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(Marianne Fix, ekz-Publikation ID bzw. IN 2020/44)

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Im Roman Tage ohne Ende leben Thomas McNulty und John Cole eine offen schwule Beziehung, ziehen in den Amerikanischen Bürgerkrieg, kämpfen in den Indianerkriegen und adoptieren schließlich Winona, ein junges Lakota-Mädchen. Diese Winona ist nun die Icherzählerin in der Fortschreibung dieser rauen und gleichwohl liebevollen Saga. Winona lebt mit „ihren beiden Männern“ mittlerweile in Tennessee, das 1873 sehr gewalttätig und sehr männerlastig ist. Doch die junge Frau ist klug und durchsetzungsfähig und schießen kann sie auch.

      Ein erlesen ausgestattetes Buch (Steidl eben!) und eine hinreißend gute Übersetzung (Oeser eben!). Eine unbedingte Leseempfehlung, idealerweise in der richtigen Reihenfolge.
In Tennessee hat übrigens Trump haushoch gewonnen. Manche Dinge ändern sich halt leider nie.

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(Buchladen in der Osterstraße, Hamburg)

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Der bereits zweimal mit dem Costa Book Award ausgezeichnete Barry ist ein herausragender Erzähler, dessen Dialoge und Naturschilderungen seinem Übersetzer Hans-Christian Oeser alles abverlangen. „Tausend Monde“ kommt mit weniger brachialen Gewaltszenen aus als der Kriegsroman „Tage ohne Ende“, doch wenn die fragilen Schranken der Zivilisation fallen und Jas zuletzt wütenden Messerstichen zum Opfer fällt, ist in jedem Satz zu spüren, welches Gewaltpotenzial unter der Oberfläche schlummert.

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(Rainer Moritz, Deutschlandfunk Kultur, 19. November 2020

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„Tausend Monde“ kommt mit weniger brachialen Szenen aus als „Tage ohne Ende“, doch wenn der dünne Firnis der Zivilisation blättert, ist in jedem, von Hans-Christian Oeser einmal mehr mit viel Fingerspitzengefühl übersetzten Satz zu spüren, welches Gewaltpotenzial unter der Oberfläche auf seinen Ausbruch wartet. Ein intensiver, beeindruckender Roman über Rache und Vergeltung, über Schuld und verlorene Unschuld. Eine Erzählung darüber, wie man lebt, wenn die eigene Geschichte in einer diffusen Vergangenheit versinkt und keine Gewissheit möglich ist. Und nicht zuletzt: Welch ein wunderbares Buch über die Liebe! Winona über Tom und John Cole: „Ihre Liebe war das erste Gebot meiner Welt – Du sollst hoffen, so zu lieben wie sie.“

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(Michaela Mottinger,  www.mottingers-meinung.at/?p=42818,
27. November 2020)

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In Tage ohne Ende sprach Sebastian Barry mit der Stimme von Thomas McNulty und erzählte von dessen homosexuellen Liebe zu John Cole, in Tausend Monde ist es das Lakota-Mädchen, das in der Chickasaw Peg ihre erste Liebe findet und als Ich-Erzählerin fungiert. Es ist ein Zeichen großer Erzählkunst, dass Sebastian Barry so unterschiedliche und dazu noch zeitlich so entfernte Stimmen bravourös und authentisch gelingen. Dazu der nicht abreißende Spannungsbogen, schöne Naturschilderungen und eine gelungene, manchmal lyrische, dann wieder jugendlich-naive Sprache machen das Buch zu einem Lesehighlight dieses Herbstes. Die schöne Übersetzung von Hans-Christian Oeser trägt dazu bei.

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(Petra Reich, LiteraturReich,  23. Dezember 2020)

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Man braucht kein Anhänger des allfälligen Authentizitätswahns in der Literatur zu sein - in englischen Rezensionen wurde darüber diskutiert, ob ein weißer älterer heterosexueller Mann eine junge lesbische Sioux-Frau zum Sprechen bringen darf -, um festzustellen, dass ein derart routinierter Autor gerade dabei strauchelt. Er bürdet seiner Kunstfigur zu viel auf einmal auf und lässt ihr zu wenig Raum, sich zu entfalten. Die vielen dramatischen Wendungen wirken eher wie Einfälle des Autors als wie Schicksalsschläge, der Plot findet keinen Rhythmus und seine Erzählerin keine glaubwürdige Stimme. Sätze (...) sind entweder Stilblüten oder peinliche Indianersprache. Und Liebesschwärmereien (...) sind bloßer Kitsch.

      Man darf durchaus gespannt sein, ob Barry seine McNulty-Saga fortsetzt und welchen Erschütterungen er künftig folgt. Im aktuellen Roman scheint es, als habe das Gewicht der Trauer, die darin zur Bearbeitung gelangen soll, die gutgemeinte literarische Idee zermalmt.

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(Tobias Döring, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. März 2021)

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Sebastian Barry hat für sein Buch hervorragend recherchiert. Oder. wenn man an Wiedergeburt glaubt, dann kommt einem der Verdacht auf Sebastian Barry hat alles selbst schon einmal erlebt, er sei quasi dabei gewesen. So authentisch erzählt, als sei es wirklich passiert. Mich fesselt und faszinieren seine Bücher sehr. Es ist einfach die Art, wie er in seinen Büchern erzählt, so poetisch und die Worte so liebevoll gewählt. Dieses ist eine Fortsetzung von "Tage ohne Ende", den man unbedingt vorab lesen sollte.

      Der Übersetzer Hans-Christian Oeser hat dabei auch seinen Part beigetragen. Ganz hervorragende Arbeit. Er hat Erfahrung mit namhaften Schriftstellern, wie Scott F. Fitzgerald, Ian McEvan oder William Trevor.

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(Daphne1962, https://www.lovelybooks.de/autor/Sebastian-Barry/Tausend-Monde-2620408626-w/)

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In Tage ohne Ende sprach Sebastian Barry mit der Stimme von Thomas McNulty und erzählte von dessen homosexuellen Liebe zu John Cole, in Tausend Monde ist es das Lakota-Mädchen, das in der Chickasaw Peg ihre erste Liebe findet und als Ich-Erzählerin fungiert. Es ist ein Zeichen großer Erzählkunst, dass Sebastian Barry so unterschiedliche und dazu noch zeitlich so entfernte Stimmen bravourös und authentisch gelingen. Dazu der nicht abreißende Spannungsbogen, schöne Naturschilderungen und eine gelungene, manchmal lyrische, dann wieder jugendlich-naive Sprache machen das Buch zu einem Lesehighlight dieses Herbstes. Die schöne Übersetzung von Hans-Christian Oeser trägt dazu dabei.

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(Buecherschmaus, https://www.lovelybooks.de/autor/Sebastian-Barry/Tausend-Monde-2620408626-w/)

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Vor reichlich einem Jahr habe ich mich verliebt. Diese Liebe ist nie abgekühlt, obwohl fremde Momente in ihr waren. Und nun ist sie erneut befeuert. Es ist die Liebe zu einer handvoll ungewöhnlicher Menschen, über die ich kaum mehr weiß, als dass sie das Herz am rechten Fleck zu haben scheinen. Und zu der mitreißenden Sprache des irischen Schriftstellers Sebastian Barry, der sie mit rauschhaften Beschreibungen zum Leben erweckt. Auf dass der Leser mit ihnen fühle und etwas verstehe vom Leben und vom Menschen und der Menschlichkeit. Vor allem aber über die Liebe, die sich so schwer bemessen lässt und die doch alles ist, was zählt im Leben.

      „Tausend Monde“ heißt dieses 2020 in London verlegte und noch im selben Jahr auf deutsch herausgebrachte Buch. Ich las es im Corona-Lockdown, jener Ausnahmezeit, die alle Gewissheiten schwinden lässt bis eben auf die eine, die des Wertes von Menschlichkeit. „Selbst wenn du Blutbäder und Katastrophen überstanden hast, am Ende musst du lernen zu leben.“ (...)

      Mich zerriss es fast beim Lesen, hin- und hergeworfen zwischen von Wärme geflutetem und von Schmerz gebrochenem Herzen, zwischen der Versuchung, durch den Roman zu hasten zwecks Aufklärung der Geschichte und dem Drang, nach jedem Absatz innezuhalten, um die wundervolle Sprache, die gelungenen Bilder nachklingen zu lassen.

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(Beate Lemcke, https://irish-berlin.de/im-leben-naerrisch-gluecklich-sein-10584/)

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Beginnen wir mit der großartigen Übersetzerkunst von Hans-Christian Oeser: Bereits mit dem Rowohlt-Preis ausgezeichnet, erhielt er 2020 den Straelener Übersetzerpreis der Kulturstiftung NRW. Oeser vermittelt die unvergleichliche Erzählkunst Sebastian Barrys auf erstklassige Weise.

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(Irmgard Hunt, TRANS-LIT2,  27. Jg., H. 2, 2021)

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