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presse - rezensionen

Sebastian Barry: Ein verborgenes Leben. Roman. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Göttingen: Steidl, 2009.

 


Besonders hervorgehoben sei die Übersetzung von Hans-Christian Oeser, die mit großer Sensibilität die sprachliche Schönheit des Originals ins Deutsche transponiert hat.


(Kurt Lhotzky, Lhotzkys Literaturbuffet, 27. August 2009)

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Sebastian Barry bezieht mit seinem flüssig erzählten, lange alles in Schwebe haltendem Roman aber doch Position. „Ein verborgenes Leben“ ist deshalb zweierlei: Ein leuchtendes Erzählfeuerwerk mit glasklaren, innerlichen Sätzen, für die Hans-Christian Oeser in seiner Übersetzung immer wieder berückend schöne Wendungen findet – etwa, wenn es über Roseannes labile Mutter heißt, sie sei „jenseits des Gesehenwerdens“. Barrys Roman über eine von Irlands „verlorenen Frauen“ ist nicht zuletzt aber auch ein politischer Roman, der jene dunklen Praktiken beleuchtet, mit denen Drahtzieher der Macht – wie in diesem Fall ein katholischer Priester – Lebensläufe unbestraft für Jahrzehnte ausbremsten.


(Anja Hirsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. August 2009)

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Der Autor verwendet eine sehr farbenreiche und bildliche Sprache, die auch durch die hervorragende Übersetzungsarbeit von Hans-Christian Oeser zum Leuchten gebracht wird.


(Ralph Krüger, Belletristiktipps, 9. September 2009)

 

 

Die religiöse Anspielung geht in der Übersetzung des Titels (Original "The Secret Scripture") verloren. "Sollte jemals ein Evangelium über das Leben meines Vaters verfasst werden - und warum nicht?", fragt sich Roseanne und schreibt sich eines, "schließlich heißt es, in den Augen Gottes sei das Leben eines jeden Menschen kostbar."
 

(Brigitte Schwens-Harrant, Die Presse, 10. Oktober 2009)

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Nun liegt die fabelhafte Geschichte des 54-jährigen Autors in einer nicht minder fabelhaften Übersetzung von Hans-Christian Oeser vor.


(Walter Titz, Kleine Zeitung, 11. Oktober 2009)



Leider beherrscht Sebastian Barry bis in die deutsche Übersetzung hin sein schriftstellerisches Handwerk zu gut, die Erinnerungen der immerhin hundertjährigen Roseann [sic] McNulty und die Bekenntnisse des Dr. Grene wirken in seiner Sprache zu kunstvoll, um nicht samt und sonders aus ein und derselben literarisch professionellen Feder zu stammen. Was die LeserInnen, denen „Ein verlorenes [sic] Leben“ ausdrücklich empfohlen sei, nicht sonderlich zu stören braucht.


(Michael Raus, Lëtzebuerger Journal, 27. November 2009)

 


Wer die Romane des 1955 geborenen Iren Sebastian Barry kennt, wird begeistert zustimmen: Ja, auch auf Deutsch sollten diese Meisterwerke zugänglich sein. Aus Gründen des Interesses für literarische Übersetzung seitens der TRANS-LIT2 Leserschaft wird hier ein Barry-Roman in der deutschen Fassung von H.-C. Oeser besprochen, also ein preisgekröntes Original in Form einer preisnominierten Übertragung (siehe Endrunde der Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung).

      Roseanne McNulty erzählt mit ungefähr 100 Jahren als langjährige Insassin einer Heilanstalt ihr Leben in Form von Selbstzeugnissen. Sie versteckt ihre beschriebenen Blätter und gibt mündlich nicht sehr viel an ihren Psychiater weiter. Der soll feststellen, ob sie aus der Anstalt entlassen werden könnte. Im Verlauf seiner Ermittlungen, wie und warum sie überhaupt einstmals eingewiesen wurde, ergeben sich weitere, andere, erstaunliche Tatsachen. In wechselnden Kapiteln werden seine und Roseannes Aufzeichnungen dargestellt, und damit die Vergangenheit der Familien in Sligo während des frühen Bürgerkriegs der 1920er Jahre. Und es schreibt noch ein Dritter: jener katholische Priester Father Gaunt, der die kirchliche Seite vertritt und ihre Interessen verfolgt. Erfindet er Dinge über die Jugend der alten Roseanne, einer Protestantin, deren Verheiratung mit einem Katholiken man hinter ihrem Rücken annullierte?

      Die Tragödie, die Tragik, die Ironie in der Lebensgeschichte der Roseanne sowie Humor und satirische Absicht seitens des Autors kommen in Oesers Übersetzung überzeugend durch -- ein sicheres Können in Wortwahl, Idiomatik, Bildersprache, selbst Poesie und Rhythmus, wie sie in all den großartigen Romanen von Barry zu finden sind. Ein Vermögen (im wörtlichen Sinn) seitens des Übersetzers, eine Brillianz im Kleinen wie im Großen.

      Roseanne, die der eigenen Erinnerung nicht trauen kann: "Achtsam muss ich die Spreu vom Weizen trennen. Wenn mir eine Seele geblieben ist, und vielleicht ist das ja nicht der Fall, so wird sie darauf angewiesen sein. Ich halte es für möglich, dass Seelen in schweren Fällen aufgekündigt, von irgendeinem Amt in den Himmelssälen widerrufen werden. Dass man am Himmelstor schon an der falschen Adresse ist, noch ehe der heilige Petrus ein Wort spricht." (284) In ihrer eigenen, persönlichen Frömmigkeit führt Roseanne heimlich ein ererbtes presbyterianisches Büchlein mit sich, secret scriptures, woher der Originalroman seinen Titel bezieht. Roseanne führt ein verborgenes Leben, und es ist gleichzeitig ein verbotenes Leben. Sie wird von jenem Irland der Geschichte, von Kirche und Gesellschaft, nicht zugelassen. Ein Leben und eine Liebe, disallowed.

      Einen solchen Roman zu übersetzen, ist eine riesige, schier unmögliche Arbeit. Es bedeutet Übertragen, Nachdichten und Umdichten eines der größten Schriftsteller dieser Zeit. H.-C. Oesers Prosa liest sich wunderbar rhythmisch - Attribut von und Tribut für Sebastian Barry, bewiesen auch in The Whereabouts of Eneas McNulty (1998) oder in Annie Dunne (2002) und A Long Long Way (2005), Romane, auf die sich die deutschsprachige Leserschaft hoffentlich freuen darf. Das Leseerlebnis beim vorliegenden Werk erinnert an jenes bei den deutschen Versionen des unnachahmlichen Hubert Seelow, der Buch um Buch, Tausende von Seiten des Isländers Haldor Laxness ins Deutsche übertrug. Romanübersetzung: eine Lebensarbeit, ein Lebenswerk. Daher sollte ein Wort über die bekannte und übliche "Unsichtbarkeit des Übersetzers" gesagt sein: Möge es normale Praxis werden, den Namen des Übersetzers ebenbürtig mit dem Autor auf und in Büchern erscheinen zu lassen. Im Fall von H.-C. Oesers Barry erhält die deutschsprachige Leseöffentlichkeit ein unendlich wertvolles Geschenk.


(Irmgard Hunt, TRANS-LIT2, April 2010)

 


Barry schreibt – und Hans-Christian Oeser übersetzt – diese unglaublich glaubwürdige Geschichte mit Worten einer einfühlsamen Menschlichkeit, die einen tief berühren. Der ganze Roman ist eine flammende Anklage gegen die Verhältnisse in Irland, in der Psychiatrie und gegen falsch verstandene (christliche) Religion. Er erzählt auch, wie eine junge Schönheit unter Aufbietung all ihrer schwer geprüften Leidensfähigkeit eine große Seele bewahrt.


(Harald Loch, Neues Deutschland, 11. August 2010)

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Roseannes Erzählstimme spricht in einer unglaublich schönen, pulsierenden, bilderreichen Sprache (hervorragend übersetzt von Hans-Christian Oeser), die zupackt und unmittelbar ergreift. Sie verrät eine staunende Freude am Leben und einen zärtlicher Humor, mit dem Roseanne auf ihr jüngeres Selbst und dessen Lebensumstände zurückschaut.


(Angela Hofbauer, Bücher-Wiki. Digitales Buchwissen)

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