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presse - rezensionen

Maeve Brennan: Bluebell. Erzählungen. Aus dem amerikanischen Englisch von Hans-Christian Oeser. Göttingen: Steidl, 2013.

 


1949, also mit 32 Jahren, war die junge Irin, die 17-jährig mit ihrem Vater in die USA eingewandert war, als feste Mitarbeiterin zum „New Yorker“ gestossen; sie hat, meist in der Rubrik „Talk of the Town“, mit Leichtigkeit und Beobachtungsschärfe unzähligen Orten kleine Denkmäler aus Sprache gebaut und ihren Lesern damit bis heute einen Weg in ein so nicht mehr vorhandenes New York gebahnt. Aber dass sie gar nicht nur ein Stadtmensch war: Auch das lernt man aus dem neu vorliegenden schmalen Band (wieder hochsensibel und kongenial übersetzt von Hans-Christian Oeser). Es muss da ein kleines Haus auf Long Island gegeben haben – nein, „kein Haus, sondern eine Unmöglichkeit, und sie müsse es unverzüglich anmieten, denn wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal danach suchte, wäre es womöglich gar nicht vorhanden“.


(Bernadette Conrad, Neue Zürcher Zeitung, 7. Oktober 2013).



Maeve Brennan, 1917-1993, bekannt als durchaus scharfzüngige Kolumnistin des The New Yorker, findet in den sieben zwischen 1962 und 1976 erstmals veröffentlichten Erzählungen einen überraschend tagträumend-zärtlichen Ton – und gibt über ihr Alter Ego Mary Ann Whitty als wiederholte Nutzerin des windschiefen Cottage am Meer auch nicht wenig von sich selbst preis. Und dass dieser Ton auch im Deutschen Anklang finden wird, ist einmal mehr der kongenial einfühlsamen Übersetzung durch Hans-Christian Oeser zu verdanken. Der Verlag fasst zudem dieses literarische Kleinod in bewährt schöne Leinen-Ausstattung, und setzt damit das I-Tüpfelchen für ein nur durch die Seitenzahl beschränktes Lesevergnügen.


(Ulrich Karger, Büchernachlese)



In diesen autobiographisch geprägten Geschichten schildert Maeve Brennan auf einfühlsame Weise das Leben der sechsjährigen Labradorhündin Bluebell auf Long Island. Dabei geht es ihr weniger um Abenteuer als vielmehr um Naturschilderungen, die Suche nach Glück und Zufriedenheit. Einfühlsam denkt sich die sonst so scharfzüngige Autorin in die Hundeseele von Bluebell, die mal eine Biene retten will und scheitert, die sehnsüchtig auf die Kinder des Nachbarhauses wartet. Ein Traum vom verlorenen Paradies der Autorin, die dort in der einsamen Dünenlandschaft ein kleines Haus gemietet hatte, „kein Haus, sondern eine Unmöglichkeit“, wie Maeve Brennan schreibt. Nicht nur für Hundeliebhaber ein Lesevergnügen.
Am Sonntag, dem 26. Januar, liest Sunnyi Melles drei Episoden aus dem bei Steidl erschienenen und von Hans-Christian Oeser hochsensibel übersetzten Band „Bluebell“ von Maeve Brennan.


(BR Bayern 2, 24. Januar 2014)



Die hoch begabte und vielfach gefährdete Maeve Brennan hat sich mit diesen Tiergeschichten (sie erscheinen von 1962 bis 1968 im „New Yorker“) einen poetischen Gegenentwurf zum anstrengenden Leben der Metropolen-Intellektuellen geleistet. Das alles ist fein und originell beobachtet, und mit der von Maeve Brennan gewohnten Eleganz zu Papier gebracht. Und weil der Übersetzer Hans-Christian Oeser diese Leichtigkeit auch im Deutschen nachzuahmen versteht – eine überaus vergnügliche Lektüre, nicht nur für Hundefreunde.


(Holger Schlodder, Echo-on-line, 24. Februar 2014)



Die aus Dublin stammende Erzählerin Maeve Brennan (1917-1993) hat sich zeitlebens mit großer Könnerschaft der sogenannten kleinen Form bedient. Im Steidl-Verlag erscheinen seit einigen Jahren Brennans Erzählungen in der kongenialen Übersetzung von Hans-Christian Oeser.

      Der bisher letzte Band, "Bluebell", fällt insofern etwas aus der Reihe der bisherigen Geschichten, als hier nicht vom Alltag, sondern von Ferien am Meer berichtet wird. Die schwarze Labradorhündin Bluebell bildet nicht nur die Klammer um die offenkundig autobiographischen Geschichten, sondern ist auch deren Hauptfigur.

      In der Eröffnungsgeschichte "Eine große Biene" geht das Alter ego der Autorin, Mary Ann, mit ihrer Hündin nördlich von New York (wo Maeve Brennan lebte und für den "New Yorker" schrieb) am Strand spazieren. Sie erblickt die Beinchen einer beinahe zugewehten Biene. "Etwas dort war am Leben und wollte am Leben bleiben." Sie befreit das erschöpfte Tierchen und trägt es ins Ferienhaus, von wo es erholt wieder ins Freie fliegt. "Diese Biene wird sich vom nächsten Wind wieder an den Ozean tragen lassen", schilt Mary Anns jeder Sentimentalität abholde, stets vernünftige innere Stimme; es habe keinen Sinn, Tiere wie Menschen retten zu wollen. Doch der Leser hört die Gescholtene widersprechen: Und ich werde es trotzdem wieder tun!


(Stefanie Holzer, Wiener Zeitung, 4. April 2014)
 

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