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presse : interviews

N. N.

 

Übersetzen als Kulturaustausch

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Drei Fragen an Hans-Christian Oeser

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Hans-Christian Oeser wurde 1950 in Wiesbaden geboren. Seit 1980 lebt er in Irland und seit kurzer Zeit auch wieder in Deutschland, wo er als literarischer Übersetzer, Autor und Herausgeber arbeitet.

      Er hat mehrere Bücher über Irland und Dublin, sowie Biografien über Oscar Wilde und James Joyce geschrieben und mehrere Anthologien herausgegeben. Zu seinen Übersetzungen aus dem Deutschen zählt eine Vielzahl von Romanen, Kurzgeschichten und Lyriksammlungen irischer, britischer und amerikanischer Autoren, darunter Brendan Behan, Maeve Brennan, Bernard MacLaverty, John McGahern, Paul Muldoon, William Trevor, Ian McEwan, Muriel Spark, F. Scott Fitzgerald und Ray Bradbury. Zusammen mit Gabriel Rosenstock hat er zeitgenössische deutschsprachige Lyrik in Deutsch, Englisch und Gälisch veröffentlicht.

      Für seine Übersetzung von Patrick McCabe's The Butcher Boy erhielt er 1997 den Europäischen Übersetzerpreis. Im Oktober 2010 erhielt er den Heinrich Maria Ledig Rowohlt-Preis für sein gesamtes übersetzerisches Werk.

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Auswahl an übersetzten Titeln:

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Oscar Wilde: Die Märchen (The Happy Prince, A House of Pomegranates). Reclam, 2008
F. Scott Fitzgerald: Die Schönen und Verdammten (The Beautiful and Damned). Diogenes, 1998
Patrick McCabe: Der Schlächterbursche (The Butcher Boy). Rotbuch, 1995

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War Übersetzer Ihr Traumberuf? Warum sind Sie Übersetzer geworden?


Während meines Lehrerstudiums (Deutsch und Politik) in Marburg und Berlin war von Übersetzen nicht die Rede. Erst danach, im Ausland, in Irland, habe ich mit dem Übersetzen begonnen, zunächst aber auch eher im sogenannten kommerziellen Bereich. Vermutlich kamen zwei Dinge zusammen: die Notwendigkeit, es mit einer freiberuflichen Existenz zu versuchen, da alle Bewerbungen um feste Stellen fehlschlugen, und der alte von der Liebe zur Literatur genährte Schülerwunsch, auf irgendeine Weise mit Büchern und ihrer Entstehung zu tun zu haben. Heute ist das Übersetzen, bei allen finanziellen Unsicherheiten und Abgabezwängen, längst zu meinem Traumberuf geworden, weil es das intensive Eintauchen in fremde Welten erlaubt und das ausgiebige Tüfteln mit den Möglichkeiten der Sprache.

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Welches ist Ihr deutsches Lieblingsbuch und warum?


Die Lieblingsbücher wechseln mit jeder Lektüre. Früher einmal gab es ein Dreigestirn am literarischen Himmel, das eigentlich viel zu heterogen war: Georg Büchner, Thomas Mann, Bertolt Brecht. Von den Heutigen sprechen mich besonders die leichten, lockeren, lakonischen Büchlein des Wilhelm Genazino an, der immer wieder das Glück in glücksfernen Zeitren verhandelt und dem ich ein englischsprachiges Publikum wünsche.

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Gibt es ein Buch, das Sie unbedingt übersetzen wollen?


Da ich in der glücklichen Lage bin, nicht nur Auftragsarbeiten entgegennehmen zu müssen, sondern auch eigene Vorschläge unterbreiten zu können, sind die Bücher, die ich selbst ausgewählt habe, oft diejenigen, die ich unbedingt übersetzen möchte, darunter vor allem die von mir hochgeschätzte irisch-amerikanische Autorin Maeve Brennan, von der ich bislang fünf Erzählbände herausgebracht habe. Bei den Lyrikbänden, die ich ins Englische übertragen habe, ragt für mich Michael Krüger heraus. Wenn es sie nicht schon auf englisch gäbe, würde ich mir gerne Rose Ausländer vornehmen.

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(Goethe-Institut2010)

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