Bernard Mac Laverty: Annas Lied. Roman. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Zürich: Ammann, 1999.
Trotz des schwermütigen Themas ist MacLaverty ein wunderschönes Buch gelungen. In seiner einfachen Sprache, die viel Verständnis für gewöhnliche Menschen zeigt, beschreibt der Autor ihm bestens bekannte Alltäglichkeiten. Mit ulkigen - allerdings schwer ins Deutsche zu übertragenden - Wortspielen, die dem Volksmund zu entstammen scheinen, lockert er die Erzählung auf.
(Renate Dubach, Berner Zeitung, 8. Februar 1999)
Klug und hellsichtig ist der männliche Blick des Autors in die weibliche Seele, wohltuend langsam die Einstellung auf ein sich wandelndes Gemüt, behutsam das Betrachten, das Drehen und Wenden der Gedanken. Da tun die wenigen, doch unverzeihlich umgangssprachlichen Entgleisungen des Übersetzers erst recht weh.
(Sonja Roller-Eller, Südkurier, 15. Mai 1999)
Mac Laverty gestaltet sein Thema mit viel Respekt vor dieser Frau und vor allem mit großer poetischer Kraft, die sich auch in der guten Übersetzung erhalten hat.
(Werner Thuswaldner, Salzburger Nachrichten, 29. Mai 1999)
Wirklich peinlich wird es, wenn MacLaverty selbst ein Mindestmaß an Recherche scheut, um Cathy mystische Erfahrungen um so ungetrübter in die Welt zu schmettern. Nicht daß nur Frauen über Geburten schreiben dürften - aber Männer könnten sich zumindest erkundigen. Nur für wenige Frauen dürften die Wehen ein seelischer Schmerz mit kosmischen Dimensionen sein, und daß Cathy direkt nach der Geburt stillen kann und nicht wie andere sterbliche Wesen auf den Milcheinschuß warten muß, kann höchstens als Beleg für ihre überirdische Begabung genommen werden. Oder für Mr. MacLavertys eher bescheidene. Da kann auch Hans-Christian Oesers gewohnt sorgfältige Übersetzung nicht viel retten.
(Annette Pehnt, Badische Zeitung, 1. Juni 1999)
Hans-Christian Oeser findet in seiner Übersetzung einen Ton, der das Ernste, das Junge, das Musikalische des Romans trifft.
(Harald Loch, Neues Deutschland, 18. Juni 1999)
Einen solchen Roman zu übersetzen ist schwer und an vielen Stellen unmöglich. Hans-Christian Oeser aber findet nicht nur die richtigen Worte, sondern vor allem einen Ton, der von tiefer Kenntnis der irischen Mentalität zeugt. Es ist eben nicht der Musik allein vorbehalten, mehrere Dinge gleichzeitig zu sagen. Ob ein Roman eine Sogwirkung entfaltet, die auch den Zögerlichen erfasst, liegt an dem soliden sprachlichen Fundament und der Kraft der Geschichte gleichermaßen.
(Ulrich Sonnenschein, Frankfurter Rundschau, 13. November 1999)
Catherine erlebt "die Welt als Klang, eine Art akustischer Atlas". Ihr unruhiger Puls ist ihr das "Metronom des Körpers"; der zufälligen Kakophonie um sie herum lauscht sie musikalische Abläufe ab; drehen sich ihre widerspenstigen Gedanken "im Kreise", so tun sie das eintönig "wie die Spatzen draußen in der Morgendämmerung. Pieps pieps pieps pieps pieps." Da das musikalische Ohr über die Sinnfassade der Sprache zu ihren Lautwerten vorstößt, fallen Catherine zudem häufig Homophone und kleine Laut- und Sprachspielereien auf, bis hin zu gelegentlichen Kalauern, mit denen der Übersetzer seine liebe Mühe hatte – unterschlagen durfte er sie nicht, denn gerade diese Lautspielereien sind "buchstäblich grace notes, Gnadentöne".
(Friedhelm Rathjen, Rejoyce! Kleiner Leitfaden durch die irische Literatur, Südwesthörn, Edition ReJoyce, 2013, S. 143)